Organisationszweck

Der Zürcher Blutspendedienst SRK (ZHBSD) ist eine gemeinnützige Stiftung, die als unabhängiger Partner im Gesundheitswesen die Versorgung der Patienten der Region Zürich mit Blut und Blutprodukten sicherstellt. Unsere Produkte stellen wir ausschliesslich aus freiwilligen, unentgeltlichen Blutspenden her. Wir offerieren unsere Dienste zu kostendeckenden Preisen und ohne staatliche Subventionen. Zusammen mit 10 weiteren Regionalen Blutspendediensten der Schweiz sind wir Mitglied des Blutspendedienstes des Schweizerischen Roten Kreuzes (BSD SRK AG).

Organigramm

Gültig ab 1. April 2023

Leitbild

Versorgung der Region Zürich

Unsere Hauptaufgabe ist die ständige Versorgung der gesundheitsdienstlichen Einrichtungen der Region Zürich mit Blutprodukten und den dazugehörigen Dienstleistungen in Übereinstimmung mit den Grundsätzen der Blutspendedienst SRK AG. Dazu betreiben wir ein immunhämato­logisches Dienstleistungs- und Referenzlabor, eine permanente Blutausgabe sowie einen ärztlichen/labortechnischen Bereitschaftsdienst (24h/7 Tage).

Mit einem optimierten Beschaffungs- und Bestandesmanagement stellen wir den haus­hälterischen Umgang mit Blut­produkten sicher. Wir verpflichten uns, die uns anvertrauten Blutspenden mit Sorgfalt und Umsicht ihrem Bestimmungszweck zuzuführen.

Patienten und Spender

Unser erstes Bestreben sind die Sicherheit der Patientinnen und Patienten sowie die Wertschätzung und Wahrung von Gesundheit und Interessen der Blutspenderinnen und Blutspender. Die Blutspende erfolgt freiwillig und unentgeltlich, sie wird auf möglichst viele Blutspender verteilt.

Mitarbeitende

Wir pflegen einen respektvollen, motivierenden und wertschätzenden Umgang untereinander. Wir kommunizieren offen und transparent. Wir fördern und unterstützen die intellektuelle, fachliche und persönliche Entwicklung jedes Einzelnen. Unsere Arbeitsabläufe gestalten wir unter Berücksichtigung der Arbeitssicherheit und mit Rücksichtnahme auf die Gesundheit unserer Mitarbeitenden. Auf allen Hierarchiestufen fordern wir von unseren Mitarbeitenden hohe Professionalität und Leistungsbereitschaft.

Kompetenz

Für unsere Kunden und Lieferanten sind wir kompetente, professionelle und faire Partner. Gemeinsam nutzen wir unser Wissen und die moderne Technologie im Interesse von Patienten, Spendern und Kunden.

Wir verstehen uns als Kompetenzzentrum für die Beschaffung, Verarbeitung, Lagerung, Auslieferung und Anwendung von Blutprodukten aller Art unter besonderer Berücksichtigung höchster Sicherheitsanforderungen. Die umfassenden transfusionsmedizinischen und immun­hämatologischen Labordienstleistungen für die Anwendung von Blutprodukten sind Teil unserer Kernkompetenz.

Qualität

Unsere Abläufe und Verfahren entsprechen lückenlos den gültigen nationalen und inter­nationalen Vorschriften. Wir erfüllen die Normen von Akkreditierung und Zertifizierung nach ISO/GMP. Neue wissenschaftliche und technische Standards werden ohne Verzug in die betriebliche Routine umgesetzt.

Weiterbildung und Lehre

Die Lehr- und Instruktionstätigkeit im ganzen Gebiet der Transfusionsmedizin und Immun­hämatologie ist Bestandteil unserer Kerntätigkeit. Dabei engagieren wir uns bei der Ausbildung von akademischem und nicht-akademischem Nachwuchs.

Forschung

Ergänzend zu unserer operativen Tätigkeit betreiben wir angewandte und experimentelle Forschung in allen Aspekten der Transfusionsmedizin. Die Forschung wird fachübergreifend und interdisziplinär organisiert. Wir fördern den Transfer und die Umsetzung von Forschungs­­ergebnissen in neue Produkte und Verfahren. Wir streben Leadership in unserem Fachgebiet an.

Nationale und internationale Zusammenarbeit

Wir engagieren uns in nationalen und internationalen Gremien und übernehmen Verantwortung für die kontinuierliche Weiterentwicklung von Blutspendewesen und Transfusionsmedizin. Durch eine konstruktive Zusammenarbeit mit dem Schweizerischen Blutspendedienst und den regionalen Blutspendediensten in der Schweiz helfen wir die landesweite Versorgung der Gesundheitsdienste unseres Landes mit Blutprodukten zu sichern.

Wirtschaftlichkeit

Rationalisierung, Automatisierung und betriebswirtschaftliche Optimierung gehören zu unseren Maximen, mit dem Ziel unsere Produkte und Dienstleistungen zu volkswirtschaftlich möglichst günstigen Bedingungen bereitzustellen. Mit der Erwirtschaftung eines angemessenen Betriebs­erfolges stellen wir eine zukunftsorientierte und nachhaltige Weiterentwicklung unserer Organisation sicher.

Stiftungsrat

Dr. med., MBA FACHE, Christoph B. Egger

Präsident, im Stiftungsrat seit 2021

c.egger@zhbsd.ch


Prof. Dr. med et phil Sacha Sergio Zeerleder

Vizepräsident, im Stiftungsrat seit 2022


Heidi Berger

Beisitzerin, , im Stiftungsrat seit 2019


Dr. rer. soc. HSG Elisabeth Dalucas

Beisitzerin, im Stiftungsrat seit 2012


Dr. sc. nat. Jürg Gasser

Beisitzer, im Stiftungsrat seit 2007


Dr. Ernstpeter Stüven

Beisitzer, im Stiftungsrat seit 2018


Daniel Staffelbach

Beisitzer, im Stiftungsrat seit 2022

Geschäftsleitung

Fani Kalaitsidis, EMBA HSG

Direktorin

058 272 52 52

Fani Kalaitsidis hat am 01. Januar 2023 den Vorsitz der Geschäftsleitung der Stiftung Zürcher Blutspendedienst SRK übernommen.

Zuvor hatte sie bei Bayer Schweiz AG die Gesamtverantwortung für den Bereich Onkologie/ Personalisierte Medizin in der Schweiz inne. Sie sammelte fundierte Erfahrungen in der Pharma- und Biotechindustrie in den Bereichen Vertrieb und Marketing, Arzneimittelsicherheit, Prozessoptimierung bevor sie zur Myriad Genetics kam, einem führenden US-Unternehmen in der molekulargenetischen Diagnostik.  Dort war sie während mehreren Jahren als Geschäftsführerin für den Auf- und Ausbau der Organisation und der Geschäfte Schweiz, Deutschland und Österreich verantwortlich. Ihre Laufbahn begann sie als Bereichsleiterin Hämophilie bei Baxter Schweiz AG. Schon damals hat sie im hochpolitischen Umfeld der Gerinnungsfaktoren und Inhibitoren eng mit allen Akteuren im Gesundheitswesen zusammengearbeitet.

Sie besitzt eine betriebswirtschaftliche Ausbildung (executive MBA) der Hochschule St. Gallen und einen Master of Science der Universität Zürich.


Peter Kohler

Dipl. Betriebsökonom,
Mitglied der Geschäftsleitung, Leitung Finanzen, Administration und Equipen

058 272 51 92

Peter Kohler hat in Zürich seine Ausbildung als dipl. Betriebsökonom und Controller SIB absolviert. Er blickt auf eine über 25-jährige Praxiserfahrung im Bereich Finanzen und Controlling zurück. Vor seinem Eintritt bei Blutspende Zürich war er in leitenden Funktionen als CFO und Stellvertretender Geschäftsleiter eines Handelsunternehmens für Pharmaindustrie sowie eines Coachingunternehmens im Bereich Schleuder- und Gewalttrauma tätig. Seit 1. Juli 2008 ist Peter Kohler Mitglied der Geschäftsleitung von Blutspende Zürich und verantwortlich für das Ressort Dienste.

Abteilungsleitung

Peter Kohler

Dipl. Betriebsökonom,
Mitglied der Geschäftsleitung, Leitung Finanzen, Administration und Equipen

058 272 51 92

Peter Kohler hat in Zürich seine Ausbildung als dipl. Betriebsökonom und Controller SIB absolviert. Er blickt auf eine über 25-jährige Praxiserfahrung im Bereich Finanzen und Controlling zurück. Vor seinem Eintritt bei Blutspende Zürich war er in leitenden Funktionen als CFO und Stellvertretender Geschäftsleiter eines Handelsunternehmens für Pharmaindustrie sowie eines Coachingunternehmens im Bereich Schleuder- und Gewalttrauma tätig. Seit 1. Juli 2008 ist Peter Kohler Mitglied der Geschäftsleitung von Blutspende Zürich und verantwortlich für das Ressort Dienste.


Dr. pharm. Andreas Glauser

Leitung Qualitätsmanagement

058 272 51 71

Dr. A. Glauser hat in Bern Pharmazie studiert und promoviert. Anschliessend führte er während 9 Jahren als Abteilungsleiter die Abteilung Molekulardiagnostik in einem international tätigen Laborinstitut und betreute in dieser Funktion zahlreiche Forschungsprojekte. 2001 trat er bei Blutspende Zürich als Leiter Qualitätsmanagement ein und baute den Bereich Molekulardiagnostik für die Infektmarker auf. Dr. Glauser ist Leiter des Qualitätsmanagement und Supervisor des NAT Screening für Infektmarker bei Blutspende Zürich. Seit August 2018 ist Dr. Glauser FvP (Fachtechnisch verantwortliche Person) im Sinne des Heilmittelgesetzes.


Dr. sc. nat. Jürg Wiedler

Leitung Innovation/Neue Produkte

058 272 52 52

Jürg Wiedler studierte an der ETH Zürich Biochemie und schloss mit einer Dissertation im Bereich einer enzymatischen Reaktion im Kallikrein-Kinin System ab. Anschliessend war er im Marketing bei internationalen Firmen im Bereich analytische Instrumente und im Business Development eines Feinchemie-Herstellers tätig. Ab 2003 war Dr. Wiedler in Deutschland für einen Hersteller im Bereich Kunststoffe für die Medizintechnik für die internationale Marktentwicklung zuständig. Ab 2011 war Herr Wiedler als Werkleiter für die Produktion eines internationalen Pharmaverpackungsherstellers in der Schweiz tätig. Seit Juni 2022 ist Jürg Wiedler für die neuen Produkte des Zürcher Blutspendedienstes verantwortlich und übernahm interim zusätzlich auf 2023 den Produktionsbereich der Blutprodukte.


Dr. rer. nat. Olga Lamprecht

Leitung Produktion

058 272 52 52

Olga Lamprecht studierte an der Universität Heidelberg Molekulare Zellbiologie und promovierte 2018 am Max-Planck-Institut in Marburg im Bereich der Mikrobiologie. Als Expertin für Biofilme und Genregulationen in mikrobiellen Systemen arbeitete sie bis 2022 als Postdoc an der EAWAG, Eidgenössische Anstalt für Wasserversorgung, Abwasserreinigung und Gewässerschutz der ETH Zürich. Nach einer erfolgreichen akademischen Laufbahn wechselte sie in die Industrie und arbeitete als Entwicklungsingenieurin an in-vitro-diagnostischen Analysen. Seit 1. März 2023 leitet Frau Dr. Lamprecht die Abteilung Produktion des Zürcher Blutspendedienstes und trägt die Verantwortung für die Produktion der Blutprodukte.


Dr. med. Charlotte Engström

Leitung Immunhämatologie

058 272 51 99

Dr. med. Charlotte Engström studierte Medizin an der Universität Sahlgrenska in Göteborg. Nach 2 Jahren klinischer Tätigkeit trat sie beim Blutspendedienst Zürich als Spendeärztin ein. In dieser Zeit schloss sie ihre Dissertation zu einem Thema der Spenderpflege erfolgreich ab. Im Frühjahr 2010 wechselte Dr. Engström in die Position der Fach-Assistenzärztin FAMH des Immunhämatologischen Referenzlabors von Blutspende Zürich. Diese 3-jährige Weiterbildung beinhaltete Weiterbildungsblocks in den Laboratorien des UniversitätsSpitals Zürich und des Kinderspitals. Seit 1. Juni 2015 ist Frau Dr. Engström verantwortliche Oberärztin und Laborleiterin FAMH des Immunhämatologischen Referenzlabors von Blutspende Zürich.


Dr.med.vet. Jochen Gottschalk

Laborleiter FAMH Leitung Screening

058 272 51 65

Dr. J. Gottschalk studierte in München Veterinärmedizin mit Schwerpunkt Mikrobiologie. Anschliessend promovierte er am Tierspital Zürich über ein virologisches Thema und absolvierte seinen Postdoc am Institut für Immunologie und Virologie der Universität Zürich. Nach der Weiterbildung zum Laborleiter Mikrobiologie FAMH folgte eine zehnjährige Periode am Institut für Mikrobiologie, Universität Zürich. Seit 1. Mai 2008 ist er in der Funktion des Abteilungsleiters Screening-Labor bei Blutspende Zürich tätig.


Dr. rer. nat. Stefan Meyer

Leitung Molekulare Diagnostik

058 272 52 20

Dr. rer. nat. Stefan Meyer studierte Biologie an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und schloss mit einer molekularbiologischen Promotion im Bereich der Pflanzengenetik ab. Anschliessend absolvierte er seinen Postdoc am Institut für Molekulare Pflanzenphysiologie der Universität Zürich. Im Jahr 2012 trat der dem Zürcher Blutspendedienst als Gruppenleiter der Molekularen Blutgruppendiagnostik im Rahmen eines schweizweiten Projektes zur  Hochdurchsatzgenotypisierung bei. 2015 entschied er sich für die Weiterbildung zum medizinischen Genetiker FAMH und absolvierte diese in den darauffolgenden 4 Jahren extern in Laboratorien der Universität Zürich, des Kantonsspitals Aarau und des Universitätsspitals Basel. Seit 1. Januar 2019 ist Herr Dr. Meyer in der Funktion als Abteilungsleiter für Molekulare Diagnostik beim ZHBSD tätig.


Gürcan Yavuzcan

Leitung Informatik / Technischer Dienst

058 272 51 35

Nach der Lehre als TV/Radio Elektriker hat sich G. Yavuzcan berufsbegleitend in den Gebieten Systemanalytik und Programmierung weitergebildet. Bei der Firma Siemens war er zuletzt als Engineer/Projectmanager tätig. Während seiner Tätigkeit als Programmierer bei der Firma SEMREV hat G. Yavuzcan erste Projekte bei Blutspende Zürich betreut. Seit 1997 leitet Herr Yavuzcan die Abteilung Informatik / Technischer Dienst bei Blutspende Zürich. In dieser Funktion setzte er mehrere Grossprojekte um, so z.B. den Wechsel vom hauseigenen Informatiksystem «Drops» zum Blutbankmanagement-System «CTS» der Firma Inlog SA.

Die Geschichte des Zürcher Blutspendedienstes

Es begann in den 50er Jahren

In einer einfachen Baracke an der Gessnerallee in Zürich eröffnete am 26. April 1949 das Blutspendezentrum Zürich seine Tore. Das Zentrum gehörte der Sektion Zürich des Schweizerischen Roten Kreuzes (SRK) und entwickelte sich rasch zusammen mit der aufstrebenden Spitzenmedizin der Spitäler. Bereits 1954 musste das Zentrum  in grössere Räumlichkeiten an den Hirschengraben 58/60 in Zürich verlegt werden. Ein Jahr später konnte die 50'000. Blutspende und drei Jahre danach die 100'000 Blutentnahme gefeiert werden.

Ereignisreiche 70er Jahre

1970 startete das Blutspendezentrum Limmattal in Schlieren zusammen mit dem gleichnamigen, neu erstellten Stadtspital seinen Betrieb. Während das Blutspendezentrum Zürich unter Leitung von Dr.med. Marc Metaxas sich hauptsächlich auf die Entwicklung der Immunhämatologie konzentrierte, etablierte der Leiter des Blutspendezentrum Limmattal den mobilen Equipendienst zusammen mit den örtlichen Samaritervereinen und führte neuartige Herstellverfahren von Blutkomponenten aus der Vollblutspende ein. 1971, also 22 Jahre nach der Gründung des Zürcher Blutspendedienstes, konnte die 500'000. Blutspende und acht Jahre später die 1'000'000. Blutspende entgegengenommen werden. Das Blutgruppenlabor am Blutspendezentrum Zürich wurde zum international renommierten Referenzlabor für Blutgruppen­serologie. Die wissenschaftlichen Arbeiten des Leiters führten unter anderem zur Entdeckung von neuen Blutgruppensystemen und waren bahnbrechend für das Verständnis der Blutgruppenvererbung mit Anwendung in der Forensischen Medizin. Am Blutspendezentrum Limmattal wurden unter Leitung von Professor M. Frey-Wettstein 1972 die ersten Hepatitis-B-Tests eingeführt und 1974 folgte die Einführung des Verfahrens zur  Herstellung von Thrombozyten-Konzentraten aus Vollblutspenden. Schliesslich kamen der dringend benötigte Notfall-Blutausgabedienst und der 24-Stunden-Beratungsdienst für Ärzte und Spitäler dazu. Diese Innovationen im Blutspende- und Transfusionswesen bildeten die Grundlagen für viele klinische Fortschritte in der Transplantations- und Transfusionsmedizin der Zürcher Spitäler.

AIDS-Epidemie prägte die 80er Jahre

Kurz nach Zusammenlegung der Blutspendezentren Zürich und Limmattal im Jahre 1982 wurden die ersten Krankheitsfälle von AIDS (Aquired Immune Deficiency Syndrome) bekannt. Aufgrund der Entdeckungen von französischen und amerikanischen Forschern wurde erkannt, dass es sich bei AIDS um eine via Blut und Körpersekrete übertragene Infektionskrankheit (HIV, Human Immune Deficiency Virus) handelt. Im November 1985 wurde deshalb der erste zur Verfügung stehende, kommerzielle AIDS-Test für die Massenuntersuchung von Blutspendern eingeführt. 1987 kam das Programm für die Eigenblutspende dazu, welches den Patienten die Möglichkeit bot, vor einer Wahloperation das eigene Blut zu spenden und falls notwendig transfundiert zu bekommen. Unter Führung von Professor M. Frey-Wettstein löste sich der Blutspendedienst 1985 von der Sektion SRK Zürich ab und gab sich mit der Gründung der gemeinnützigen Stiftung Zürcher Blutspendedienst SRK (ZHBSD) ein solides Fundament für künftige Entwicklungen.

Erweiterungsbau in Zürich während den 90er Jahren

1989 bis 1992 realisierte die noch junge Stiftung mit der Renovation und Erweiterung des Blutspendezentrums Zürich ein Grossprojekt (9 Mio CHF). Während der zweijährigen Bauzeit wurde ein moderner, grosser Entnahmeraum in den Untergrund entlang der Schienhutgasse gebaut. Gleichzeitig konnten die dringend benötigten Räumlichkeiten für die Herstellung der Blutkomponentenprodukte geschaffen werden. Gemäss den damals neuen Erkenntnissen wurden die Blutspenden nämlich nicht mehr als Vollblut gelagert und dem Patienten als solches verabreicht, sondern das gespendete Blut wurde im Labor in die einzelnen Blutkomponenten (rote Blutkörperchen, Blutplättchen und Plasma) aufgetrennt. Dies ermöglichte es, dem Patienten nur diejenigen Blutkomponenten zu verabreichen, welche ihm aufgrund seiner Krankheit fehlten. Gleichzeitig konnte so mit einer Blutspende mehreren Patienten geholfen werden. Etwa zur gleichen Zeit wurde auch der Hepatitis-C-Test eingeführt und eine eigene Informatikabteilung aufgebaut.

Regionale Konsolidierung im ausklingenden Jahrtausend

Als Folge der steigenden Anforderungen an Qualität, Wirtschaftlichkeit und Automatisierung begannen die von den Spitälern aufgebauten Blutspendezentren in der Region Zürich eine enge, auf Koordination und Kooperation ausgerichtete Zusammenarbeit. Verschiedene Spital-Blutspendezentren fusionierten ganz oder teilweise mit dem ZHBSD. So gehören heute die ehemaligen Spital-Blutspendezentren Uster, Winterthur und Lachen zur Stiftung Zürcher Blutspendedienst SRK. Andere Blutspendezentren wie z.B. die Zentren in Bülach, Männedorf, Schaffhausen, Einsiedeln, Uznach und Wetzikon arbeiten vertraglich eng mit dem ZHBSD zusammen und delegieren die aufwendigen Laborarbeiten an diesen. Wiederum andere Zentren sind im Rahmen der Sanierung der Spitallandschaft (Spitalliste) verschwunden und die Blutbeschaffung vor Ort wurde dem ZHBSD übertragen.

Erneuerung des Schweizerischen Blutspendewesens

Als Folge der weltweiten HIV-Krise in den 90er Jahren, welche auch in der Schweiz zur Übertragung von HIV durch Blutprodukte führte, geriet die Transfusion von Fremdblut unter enormen Druck seitens der Öffentlichkeit. Forderungen nach Maximierung der Sicherheit, Nullrisiko-Strategien und «Precautionary Measurements» bei der Blutversorgung wurden formuliert. Sicherheitsmassnahmen und die Vereinheitlichung der Qualitätsmassstäbe wurden zu den treibenden Kräfte bei der Blutversorgung. In der Schweiz konstatierte der Bericht von Vayaume erhebliche Defizite bei den Strukturen des Blutspendewesens, was zur Gründung der 13 regionalen Blutspendedienste führte. Diese sind neu direkt der Aufsicht durch die Bundesbehörden (Swissmedic und BAG) unterstellt, erstrecken sich teilweise kantonsübergeifend und sind in der Schweizerischen Blutspendedienst SRK AG zusammengefasst. Da die regionale Gebietsaufteilung wenig Rücksicht auf die zu versorgenden Spitäler nahm, kam es in der Folge bei einzelnen Blutspendediensten zur Asymmetrie zwischen der Blutbeschaffung und dem Versorgungsauftrag. Dies war besonders in der Region Zürich der Fall, da hier auch andere Blutspendedienste eigene Blutentnahmen durchführten. Dies führte dazu, dass der ZHBSD bis zu 25 % der benötigten Blutprodukte aus anderen Regionen der Schweiz zukaufen musste. Schwierige und seit 1998 über mehrere Jahre dauernde Bemühungen durch die Leitung des ZHBSD konnten diese Situation schliesslich beheben. Heute weist die Region Zürich einen Selbstversorgungsgrad mit Blutprodukten von über 99% auf und ist meistens in der Lage anderen Regionen bei Versorgungsengpässen auszuhelfen.

Landesweit führendes Transfusionsmedizinisches Zentrum Zürich

Unter der neuen Leitung des Zürcher Blutspendedienstes ab 2002 (Dr.med. B.M. Frey, Frau G.B. Stäheli) entwickelte sich der ZHBSD dank viel Innovation, Einsatzfreude und Wille zur Unabhängigkeit zum heute landesweit führenden Transfusionsmedizinischen Zentrum. Die beiden Blutspendedienste Zürich und Bern beschaffen und verarbeiten heute mehr als zwei Drittel der in der Schweiz benötigten Blutspenden und nehmen in einzelnen Wissens- und Fachgebieten führende Positionen ein. Die rasante technische und volumenmässige Entwicklung beim ZHBSD hat dazu geführt, dass die Aktivitäten des Zürcher Blutspendedienstes auf insgesamt sechs Standorte im Kanton Zürich verteilt werden mussten. Gleichzeitig ist die Anzahl der Beschäftigten auf über 240 Mitarbeitende angestiegen. Es war deshalb unumgänglich, dass der Betrieb eine tiefgreifende Sanierung und Erweiterung durchführen musste.

Das seit 2005 geplante neue Dienstleistungszentrum (DLZ) konnte schliesslich im Jahr 2007 an der Rütistrasse 19 in Schlieren auf über 4'000 m2 Grundfläche realisiert werden. Sämtliche rückwärtigen Dienste wie die Herstellung und Lagerung von Blutprodukten, Blutausgabe, Labordiagnostik, mobiler Equipendienst, Qualitätskontrolle, Administration und Betriebsleitung sind im neuen DLZ zusammengefasst. Einzig die Blutentnahmestellen bleiben dezentral an ihren alten Standorten, so dass sich für den Blutspender nichts ändert. Das neue DLZ, welches offiziell am 14.12.2007 mit dem Einzug der Direktion seine repräsentative Funktion aufgenommen hat, ist derzeit der modernste Betrieb seiner Art in der Schweiz und weist über 120 Arbeitsplätze auf. Sämtliche Labor- und Produktionsinfrastrukturen wurden erneuert und auf dem modernsten Stand der Technik errichtet - eingebunden in ein umfassendes Sicherheits- und Autonomiedispositiv.

Aber auch die wissenschaftlichen und pädagogischen Anstrengungen machen den Zürcher Blutspendedienst über die Region hinaus bekannt und unentbehrlich. Der Zürcher Blutspendedienst bildet Ärzte und Laborakademiker aus und betreibt zusammen mit Instituten des UniversitätsSpitals und der ETH eine eigenständige Forschung auf dem Gebiet der Transfusionsmedizin.

Aufbruch und Innovation in den 2020er Jahren

Im Jahr 2012 nahm das Zentrum für Molekulare Genetik an der Rütistrasse 17 als Erweiterung der Laboraktivitäten von Blutspende Zürich seine operative Tätigkeit auf. In den neuen Räumlichkeiten konnte dank teilweise externer Finanzierung die Hochdurchsatzgenotypisierung für Blutgruppengene mittels Massenspektrometrie (MALD-TOF-MS) etabliert werden. In der Folge wurden über 50'000 Blutspender der Schweiz auf über 100 Blutgruppeneigenschaften untersucht. Dabei fanden wir viele seltene und sehr seltene Blutgruppenträger, die im Register für seltene Blutgruppen («Rare Donor File» RDF) hinterlegt wurden und für gerichtete Blutspenden zugunsten von Patienten mit Blutgruppenantikörpern zur Verfügung stehen. Neue Technologien wie die digitale PCR, Next Generation Sequencing (NGS) und Flowzytometrie wurden als Plattformen für die Untersuchung von Spender- und Patientenproben nutzbar gemacht. Hauptsächlich die digitale PCR für die Überwachung von Patienten nach Transplantation von Blutstammzellen (Chimärismus-Diagnostik) erwies sich nutzbringend. Seit einigen Jahren führen wir die entsprechenden Überwachungsanalysen im Auftrag der Klinik für Onkologie und Hämatologie des UniversitätsSpital Zürich durch.

Die Entwicklungen in der Molekulardiagnostik erforderte die Aufteilung des Labors in ein dienstleistungsorientiertes Labor inkl. Flowzytometrie (MOC) und in ein Forschungslabor (R&D), welches sich auf die long-read Sequenziertechnologie konzentriert und eine eigene Bioinformatik für die Analyse der anfallenden «Big Data» aufbaute. Inzwischen ist die Abteilung R&D aktives Mitglied bei der internationalen Laborgemeinschaft «Blood Group Genomics», in welcher unter anderen die Laboratorien von Cambridge (UK), Sanquin (NL) und das New York Blood Center zusammen arbeiten.

Seit 2015 koordinieren die RBSD Chur, St. Gallen, Luzern und Zürich ihre Aktivitäten im Bereich der Spenderdiagnostik und Blutbeschaffung und bilden gemeinsam die Interessengemeinschaft ZOCH. Der gemeinsame Beschaffungs- und Versorgungsraum umfasst 40% der schweizerischen Bevölkerung.

Ab 2023 wird der Blutspende Zürich die Mandate für das Immunhämatologische Referenzlabor und das «Rare Donor File» als Dienstleister für die ganze Schweiz übertragen. Damit wird die überregionale Bedeutung von Blutspende Zürich für die Blutversorgung der Schweizer Bevölkerung unterstrichen.